Unser Training am Montag startete nicht sehr verheissungsvoll. Kurz vor dem Training wurden nochmals alle Register gezogen und es regnete und hagelte, was das Zeug hielt. Im Unterstand nutzten wir dann kurz die Gelegenheit, dass erfolgreiche Spiel vom letzten Wochenende zu besprechen. Auch wenn wir mit 7:4 gewonnen haben und technisch klar überlegen waren, mussten wir an der Seitenlinie 65 Minuten ausharren, bis die Sache auf dem Platz geregelt war. Was immer wieder beeindruckend ist, welche Energie auch nach 65 Minuten aus einer zwei oder drei Tore Führung freigesetzt werden kann. Da wir in dieser Woche gegen das klar beste Team in unserer Gruppe antreten müssen, war klar, dass wir hier wesentlich effizienter sein mussten und diese Energie schon ab der ersten Minute brauchen würden.
Nach der kurzen Besprechung und der Regel entsprechend, stoppten die ganzen Wetterkapriolen pünktlich um 18h00 und wir konnten unser Training beginnen. Nebst ein paar Passstafetten, einem schnellen Ballhandling und einem Spiel übten wir auch ein paar Weitschüsse. Das Ziel war ein satter, scharfer Weitschuss ins Tor. Nach einen mehr oder weniger erfolgreichen ersten Durchgang versuchten die Jungs ihr Glück ein zweites mal. Etwas übereifrig holten sie die Bälle und reihten diese, rund 22 Meter vom Tor entfernt, fein säuberlich auf. Euphorisch und hoch motiviert standen sie hinter den Bällen bereit. Spätesten da übersah ich das erste Warnsignal. Janick machte sich bereit, den Ball ins Netz zu hämmern. Doch bevor er zum Schuss ansetzte, hielt er inne und fragte, was sie dann wohl bekommen würden, wenn sie nicht nur das Tor, sondern die Latte treffen würden. Etwas geblendet von der Erfolgsquote der ersten Runde und der doch beträchtlichen Distanz zum Tor, sah ich hier ein relatives geringes Risiko und willigte auf eine Wette ein.
Der Einsatz musste für alle anwesenden gelten und nach einer kurzen und kompromisslosen Verhandlung stand der Einsatz fest. Ali-Baba Dönner für das ganze Team. Erfreulicherweise landeten im zweiten Versuch viele Bälle im Netz und keiner an der Latte. Ich lag mit meiner Risikoabschätzung goldrichtig und sah auch keinen Grund daran was zu ändern. Bevor ich ihnen leichtsinnig einen dritten Versuch nach dem Abschlussspiel gewährte, hätte ich vielleicht aus den letzten Spielen lernen und berücksichtigen sollen, dass Lattenschüsse zu einer ihrer Kernkompetenz gehörte.
Nach dem Spiel war alles blitzschnell aufgeräumt und die Bälle lagen wieder fein säuberlich aufgereiht bereit. Die letzten neun Schüsse. Alle mit dem gleichen Ziel. Die 22 Meter entfernte Querlatte des Tores. Einer, zwei, drei, vier Schüsse schossen an mir vorbei und landeten im Netz. Völlig relaxed stand ich neben der Szenerie und verfolgte das Schauspiel. Auch der fünfte Ball wurde getreten, doch dieser unterschied sich klar von den Schüssen zuvor. Tempo, Drall, Flugbahn liessen nichts Gutes erahnen. Als würde der Ball in Zeitlupe an mir vorbeifliegen, verfolgte ich die restliche Flugbahn bevor er mit voller Wucht an die Latte knallte.
Es folgte eine endlose Sekunde der Stille. Eine endlose Sekunde in der neun Jungs und ein Trainer ungläubig Richtung Tor schauten. Eine Sekunde in der der Knall des Lattenschusses noch immer in unseren Ohren hallte. Das darauf folgende Jubelgeschrei war wohl auf dem ganzen Barzloo zu hören und schnell war klar, dass ich das noch lange zu hören bekommen würde. Da ich die Wettschulden nicht endlosen aufschieben wollte, einigten wir uns darauf, dass wir das nach unserem Heimspiel gegen Greifensee einlösen würden.
Für das Spiel am Samstag erwarteten wir den stärksten Gegner unserer Gruppe. Schon bei der Vorbereitung war klar, dass sie uns körperlich allesamt überlegen waren und auch technisch auf der Höhe waren. Unerschrocken standen wir mit unserer noch sehr jungen Mannschaft bereit die Herkulesaufgabe anzugehen. Wir waren gut vorbereitet und starteten mit einer etwas anderen Aufstellung ins Spiel. Vorallem um die Räume im Mittelfeld zu schliessen und aus schnellen Ballstafetten Chancen in der Offensive zu generieren. Was wir im ersten Drittel anschauen durften, war eine Glanzleistung. Der Gegner war nahezu neutralisiert und wir zeigten ein konstantes und solides Spiel gegen einen ernst zu nehmenden Gegner. So erspielten wir Chance um Chance vor dem gegnerischen Tor, bis wir dann den Ball verdient im Tor versenken konnten. Das erste Drittel hatten wir klar mit 1:0 für uns entschieden und dem Gegner war klar, dass hier eine etwas andere Mannschaft auf dem Platz stand.
Nach dem Wechsel wurden wir etwas nachlässig mit unserem Stellungsspiel und verpassten es prompt, ihren kräftigsten Spieler im Zentrum gut genug zu decken. Wir waren zu wenig konsequent und so kassierten wir nicht nur unser erstes, sondern kurz darauf auch gleich noch das zweite Gegentor. Danach haben wir uns wieder gefangen, mussten aber trotzdem mit einem 1:3 Rückstand in die Pause.
Das dritte Drittel war dann wieder etwas kontrollierter und wir konnten wieder unser Spiel spielen. Es war dominiert von präzisen Pässen, schnellen Entscheidungen, Kombinationen in die Tiefe und grosser Laufbereitschaft ohne Ball. Das ausgeglichene Drittel endete mit einem Schlussresultat von 2:4. Doch auch wenn wir am Ende verloren haben, hat es sich wie ein Sieg angefühlt. Das Team hat an diesem Wochenende den Trainern, dem Gegner und den Zuschauern ihr Potenzial gezeigt und wir dürfen uns freuen, wenn wir noch weitere tolle Spiele auf diesem Niveau sehen dürfen.
Als verdienten Abschluss, haben wir natürlich noch die Wette im Ali-Baba Pfäffikon eingelöst. Ali hat uns vorzüglich bedient und die Jungs haben ihre Trophäe sichtlich genossen.
Euere Trainer
Mäse & Chris